Lost & Found

Es gibt Tage, an denen fühle ich mich wie in einem dichten Nebel – verloren, ohne klare Richtung. Als würde ich durchs Leben treiben und dabei immer wieder über die gleichen Dinge stolpern, die ich eigentlich erledigen will, die mich aber irgendwie blockieren und ich es einfach nicht erledigt bekomme. Jeder Schritt fühlt sich schwer an, und die Flut an Reizen, Eindrücken und To-Dos überrollt mich. Manchmal frage ich mich dann: Warum fällt es mir so schwer, Dinge so „einfach“ anzugehen wie andere um mich herum?

Doch dann passiert etwas Unerwartetes. Es gibt auch diese Momente, in denen ich plötzlich tief in einen Hyperfokus eintauche, und das Gefühl von Verlorensein verschwindet schlagartig. Plötzlich weiß ich genau, was ich tun muss. Die Gedanken sind klar, strukturiert, und ich kann in diesen Phasen eine Energie abrufen, die mich selbst immer wieder überrascht. Ich werde fast eins mit dem, was ich tue, und die ganze Welt um mich herum rückt in den Hintergrund. Es ist, als würde sich ein Kanal öffnen, durch den alles Wissen, das ich in dem Moment brauche und all die Energie, einfach hindurchfließt. Das sind die Momente, in denen ich mich zu hundert Prozent „richtig“ fühle. Alles ist im Flow, und die Kreativität sprudelt nur so.

Dieses Wechselspiel zwischen Verlorenheit und Klarheit ist manchmal herausfordernd, aber ich beginne, es zu verstehen. Diese Sprünge zwischen Überforderung und totalem Fokus sind kein Makel – sie sind meine ADHS-Art, die Welt wahrzunehmen und darin zu arbeiten. Die Überwältigung zeigt mir, wo meine Grenzen liegen und wo ich innehalten sollte. Der Hyperfokus ist dann die andere Seite der Medaille: Hier kann ich mein Potenzial komplett entfalten und oft Dinge leisten, die andere in „normalem“ Zustand so gar nicht schaffen würden.

Es hilft mir, das Ganze anzunehmen und Strukturen zu schaffen, die mich durch beide Phasen tragen. Kleine Routinen und To-Do-Listen sind wie Anker, die mir Halt geben, wenn ich mich wieder verliere. Aber ich lerne auch, dass diese Klarheitsmomente mein Geschenk sind – sie geben mir die Möglichkeit, mich tief in Themen zu vertiefen, neue Perspektiven zu entwickeln und oft auch Lösungen zu finden, die anderen verborgen bleiben.

In diesen Momenten spüre ich, dass das Chaos und die Klarheit zusammengehören. Ja, es ist nicht immer einfach – aber ich weiß inzwischen, dass beides seinen Platz hat und dass ich meinen Weg finde, auch wenn er manchmal anders aussieht. Diese Extreme machen mich einzigartig, und ich beginne, sie nicht mehr zu bekämpfen, sondern zu nutzen. So, wie ich bin, mit allen Facetten, wachse ich, finde neue Wege und lerne, endlich in meine Superkraft zu kommen.


// Lost & Found

There are days when I feel like I'm in a thick fog - lost, without a clear direction. As if I were drifting through life and kept stumbling over the same things that I actually want to do, but which somehow block me and I just can't get them done. Every step feels difficult and the flood of stimuli, impressions and to-dos overwhelms me. Sometimes I ask myself: Why is it so hard for me to tackle things as "simply" as others around me? But then something unexpected happens. There are also these moments when I suddenly dive deep into hyperfocus and the feeling of being lost suddenly disappears. Suddenly I know exactly what I have to do. My thoughts are clear, structured, and in these phases I can call upon an energy that always surprises me. I almost become one with what I'm doing and the whole world around me fades into the background. It's as if a channel opens up through which all the knowledge I need at that moment and all the energy simply flows through. These are the moments when I feel one hundred percent "right". Everything is in flow and creativity is bubbling away.

This interplay between being lost and being clear is sometimes challenging, but I'm starting to understand it. These jumps between being overwhelmed and being totally focused are not a flaw - they are my ADHD way of perceiving the world and working in it. The feeling of being overwhelmed shows me where my limits are and where I should pause. Hyperfocus is then the other side of the coin: Here I can fully develop my potential and often achieve things that others in a "normal" state would never be able to do.

It helps me to accept the whole thing and create structures that carry me through both phases. Small routines and to-do lists are like anchors that give me support when I get lost again. But I am also learning that these moments of clarity are my gift - they give me the opportunity to delve deeply into issues, develop new perspectives and often find solutions that remain hidden to others. In these moments I feel that chaos and clarity belong together. Yes, it is not always easy - but I now know that both have their place and that I can find my way, even if it sometimes looks different. These extremes make me unique and I am starting to stop fighting them and use them instead. Just as I am, with all my facets, I am growing, finding new ways and learning to finally tap into my superpower.

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Ich musste erst graue Haare kriegen, um es zu erkennen: Meine ADHS-Diagnose. // I had to get gray hair to recognize it: My ADHD diagnosis.